Karlen Vesper
26.11.2011
Bücher zum Verschenken

Von Anbeginn an gegen Hitler

Eine Hommage an den kommunistischen Widerstand gegen Hitler

Dies ist ein sehr verdienstvolles Buch. Es erinnert an einen vergessenen, oder besser gesagt: jetzt wieder verschwiegenen Widerstand gegen das barbarische Hitlerregime. In unmittelbarer Nachkriegszeit war er sehr wohl präsent, und in der Zeit der deutschen Zweistaatlichkeit wurde er östlich der Elbe intensiv erforscht und mittels Monografien und Biografien, durch Filme und Ausstellungen gedacht und geehrt.

Nach der »Wende« hieß es, er sei überhöht und heroisiert worden. Allerorten in Ostdeutschland wurden Gedenkstätten und Denkmäler geschleift, Namen verschwanden von Straßen und Plätzen. Es gab einen perfiden Angriff auf die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Westberliner Stauffenbergstraße, die Kommunisten gleichermaßen ehrt wie Hitlergegner aus sozialdemokratischen, bürgerlichen und christlichen Kreisen. Die Attacke wurde abgeschmettert. Allgemeinhin ist dennoch der opferreiche Kampf deutscher Kommunisten heute kaum mehr Allgemeingut. In Reden der Politiker kommt er gar nicht vor; jene kennen nur die Stauffenbergs und die Scholls. Da muss erst einer von außen, aus Frankreich, kommen, der an Männer und Frauen erinnert, die die viel beschworene Zivilcourage von Anfang an bewiesen und vielfach mit ihrem Leben bezahlt haben. »Mit diesem Buch soll an die vielen Genossinnen und Genossen erinnert werden, die in und außerhalb Deutschlands gegen den Hitlerfaschismus tatsächlich gekämpft haben und das nicht nur erst gegen Ende der Hitlerdiktatur, sondern seit Beginn der Nazi-Herrschaft«, heißt es im Vorwort zur Hommage des T. Derbent, die sich vor allem auf DDR-Literatur stützt.

Der Autor erinnert an Bruno Tesch, Walter Möller, Karl Wolff und August Lütgens, die zu den ersten Opfern des Nazi-Regimes gehörten, am 1. August 1933 hingerichtet wurden, fälschlich beschuldigt der Toten des »Altonaer Blutsonntags« vom 17. Juli 1932. Zu den ersten Opfern, die die KPD zu beklagen hatte, gehörte auch der von den Nazis schwer misshandelte Albert Funk, der am 27. April 1933 nach Sturz aus dem 3. Stock des Polizeipräsidiums Recklinghausen verstarb. Deutsche Kommunisten fielen in der ersten großen militärischen Auseinandersetzung mit dem Faschismus in Spanien, so Hans Beimler vor Madrid am 1. Dezember 1936. Sie kämpften ebenso in den Reihen der französischen Résistance. In diesem Buch gibt es eine Wiederbegegnung mit dem ND-Korrespondenten und Ritter der französischen Ehrenlegion Gerhard Leo. Derbent würdigt die mutige, am 20. Juni 1938 in Berlin-Plötzenensee ermordete Lilo Herrmann; die erste Mutter, die von den Nazis zum Tode verurteilt wurde. Der Autor schildert die Mühsal und die Gefahren der illegalen Arbeit im »Reich«. Ex-DDR-Bürger stoßen hier auf viele bekannte Namen: Heinz Kapelle, Robert Uhrig, Herbert und Marianne Baum, Anton Saefkow, Theodor Neubauer, Albert Kuntz ...

Auch wenn das Buch nicht aktuellesten Forschungsstand reflektiert und man nicht alle Urteile, so zur These vom »Sozialfaschismus«, teilen kann, ist es sehr anerkennens- und lesenswert.

T. Derbent: Der deutsche kommunistische Widerstand 1933-1945. Zambon, Frankfurt am Main. 204 S., br., 10 €

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